5 Minuten Lesezeit Mit Insights von Nicolas Durville CEO EMEA & Partner nicolas.durville@zuehlke.com Nils Weinzierl Principal Engagement Manager Nils.Weinzierl@zuehlke.com Wir hatten die Gelegenheit, ein Interview mit Nicolas Durville, CEO EMEA, und Nils Weinzierl, Principal Engagement Manager bei Zühlke, zu führen und dieses Thema mit ihnen zu vertiefen. Fehlerkultur ist ein sehr differenziertes Thema, das kaum jemals vollständig behandelt werden kann. Daher fokussieren wir uns auf Folgendes: Warum Führungskräfte, die persönliche Fehler teilen, ihren Teams helfen Wie das Teilen von Fehlern schmerzhaft sein kann und die Normalisierung dieses Schmerzes allen hilft, daraus zu lernen Wie man andere ermutigen kann, Schritte ins Ungewisse zu wagen Wie hat euer beruflicher Werdegang eure Herangehensweise an das Teilen von Fehlern geprägt? Nicolas: „Was mich fasziniert, ist der Einsatz von Technologie, um Business Ergebnisse zu erzielen. Ich habe eine Leidenschaft für Technik und Wirtschaft. Der schwierigste Teil meines Weges war, während der Pandemie CEO von Zühlke Schweiz zu sein. Es war eine herausfordernde Zeit, die uns zwang, die Zusammenarbeit über Ländergrenzen hinweg zu verbessern, inmitten eines grossen Wandels.“ Nils: „Ich bin derzeit Engagement Manager und verantwortlich dafür, Lösungen und Services für Kunden aus der Finanz- und Versicherungsbranche zu liefern. Diese Rolle habe ich im Januar übernommen. Zuvor habe ich zwei Jahre damit verbracht, unseren Standort in Vietnam aufzubauen, mich auf den Talentmarkt zu konzentrieren und ein Delivery Hub für Asien aufzubauen. Besonders die Zeit im Ausland, in der ich unsere Unternehmenskultur geprägt und etabliert habe, hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, vorzuleben, was man predigt und anderen von eigenen Fehlern zu berichten.“ Was ist Zühlkes Ansicht zum Experimentieren? Nils: „Wenn wir über Innovation und Experimentieren sprechen, muss das Ziel immer darin bestehen, ein Problem zu lösen und einen Mehrwert am Markt zu schaffen. Wir bauen ein MVP und führen Prototyping und Tests auf dem Markt durch. Beispielsweise hatten uns Kunden aufgrund von Kostendruck und Fachkräftemangel von Schwierigkeiten berichtet, außerhalb ihres Heimatlandes einen Talentpool aufzubauen. Wir erkannten dieses Problem und anstatt erst große Konzepte zu entwickeln, starteten wir ein kleines Pilotprojekt mit einem Kunden. Dann haben wir das Ganze weiterentwickelt und bieten diese Lösung nun mehr als zehn Kunden an.“ Nicolas: „Wir müssen auch erkennen, wenn etwas nicht funktioniert, und es früh genug stoppen. Das ist nicht immer einfach, weil wir alle leidenschaftliche Technologie-Enthusiasten sind, die gerne immer weiter experimentieren. Beharrlichkeit und das Erkennen von Fehlern in Einklang zu bringen ist definitiv eine Herausforderung.“ Wie motiviert ihr Zühlke-Mitarbeiter:innen, kalkulierte Risiken einzugehen, ohne dass sie sich dabei allein gelassen fühlen? Nils: „Ich habe zwei Welten gesehen: Vietnam und Deutschland. In Asien war das Pivoting entscheidend und geschah in einem sehr hohen Tempo. Das hat dort gut funktioniert, aber man braucht Leute, die offen für diesen Ansatz sind. In Deutschland ist das Tempo anders – wir pivotieren auch, aber nicht so schnell. Richtige Governance-Strukturen sind unerlässlich, damit sich niemand allein gelassen fühlt. Empathie ist ein weiterer Schlüssel - ich muss vollstes Vertrauen in meine Teams haben. Denn ich kann und will nicht alles kontrollieren. Unsere Aufgabe als Führungskraft ist es, Teams zu befähigen, die richtigen Entscheidungen zu treffen und sie herauszufordern, anstatt sie Entscheide ausführen zu lassen.“ Wie wichtig ist es, dass Entscheidungsträger:innen offen über ihre Fehler sprechen? Nicolas: „Es ist sehr wichtig und einer unserer Kernwerte: Mut. Das kann man nicht delegieren. Ich ermutige die Leute, ihre Fehler zu teilen, und ich teile einige meiner Fehler auf LinkedIn und bei Onboarding-Sitzungen mit Newbies. Es macht mich glaubwürdiger, wenn ich auf 2-3 Fehler aufmerksam mache, die ich gemacht habe, und die Leute wissen das zu schätzen. Viele von uns sind Ingenieur:innen, die gelernt haben, keine Fehler zu machen. Aber wir können immer noch besser darin werden, über unsere Fehler zu sprechen." Nils: „Fehler zu teilen, hat seinen Preis; es tut weh, was völlig in Ordnung ist. Es ist so wichtig, das Gespräch zu führen und diesen Schmerz zu durchleben. Als Führungskraft musste ich beispielsweise eine Fehleinstellung zugeben. Das schmerzt, weil wir einen gründlichen Interviewprozess haben. Aber es ist schlimmer, mit einer schlechten Fit weiterzumachen. Ein anderes Beispiel ist, ein Kundenprojekt zu vermasseln – es kann passieren, dass Meilensteine fehlen oder die Kommunikation schlecht ist. Es ist wichtig, nicht auf Schuldzuweisungen zurückzufallen. Wir führen in unseren Projekten Retrospektiven durch, um genau das zu verhindern“ Welche Schulungen bietet Zühlke an, um dabei zu helfen, eine Fehlerkultur zu etablieren? Nicolas: „Ich glaube das kann nicht durch Schulugen oder formelle Trainings erreicht werden. Es ist die Aufgabe einer Führungskraft, ein solches Umfeld und Denkweise zu fördern.“ Nils: „Meine Erfahrung zeigt, dass wir uns mit hoher Unsicherheit auseinandersetzen müssen, je mehr unser Business sich in die VUCA-Welt bewegt. Führung muss diesem Zweck dienen. Wir haben begonnen, Führungsprogramme zu entwickeln, die sich auf Achtsamkeit konzentrieren, was mir sehr geholfen hat. Das Bewusstsein für dieses Thema ist sehr hoch, und wir müssen zukünftige Führungskräfte intern identifizieren. Empathie und Achtsamkeit sind große Teile der Verhaltensweisen, nach denen wir suchen.“ Welche Fehler habt ihr in eurer Karriere gemacht? Nicolas: „Der schwierigste Teil meiner Karriere war die Pandemie. Ich habe 2018 als CEO der Schweiz angefangen, und als COVID-19 im Jahr 2020 ausbrach, musste ich plötzlich Entscheidungen über Fragen treffen, auf die ich auch keine klare Antworten hatte. Es war meine größte Lernchance. Ich musste trotz der Unsicherheit Optimismus vermitteln und hinnehmen, dass ich wenig Kontrolle hatte. Diese Erfahrung werde ich in meine jetzige Rolle als CEO EMEA einbringen.“ Nils: „Eine große Lernerfahrung habe ich in einem Kundenprojekt gemacht, bei dem ich unsere Erfahrung bei Zühlke für selbstverständlich hielt. In Asien mussten wir einem Kunden etwas anbieten, in dem wir global gesehen hervorragend sind, aber lokal noch wenig Projekterfahrung hatten. Ich habe die Unterschiede in Kultur und Ökosystem unterschätzt. Ich habe gelernt, Annahmen in Frage zu stellen und früher Hilfe in Anspruch zu nehmen.“ Fazit Wenn Führungskräfte ihre - manchmal auf die harte Tour gelernten - Lektionen teilen, kann dies dazu beitragen, psychologische Sicherheit zu schaffen, die innovatives Denken fördert. Dies wiederum hilft Teams, die besten Lösungen für komplexe Technologie- und Innovationsherausforderungen zu finden. Aber es gibt einen letzten Punkt, über den sich Nils und Nicolas einig sind: Die Schaffung einer offenen und positiven Fehlerkultur ist niemals abgeschlossen. „Wenn man Fehler teilt, muss man gleichzeitig auch zugeben, dass man nie alles richtig machen wird, wenn es darum geht, wie man sie teilt!“, sagt Nils. „Es ist eine Reise.“ Möchtest du in einem Umfeld arbeiten, in dem Führungskräfte so offen mit ihren Fehlern umgehen wie Nicolas und Nils? Offene Stellen
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