4 Minuten Lesezeit Eine Recruiting Spezialistin über Remote Interviews und... Die Vor- und Nachteile von virtuellen Einstellungsprozessen Was Kandidaten und Arbeitgeber beachten sollten Wie man in der Remote-Stellensuche Erfolg hat Vor neun Monaten hat Covid unsere Lebens- und Arbeitsgewohnheiten drastisch verändert und uns alle vor neue Herausforderungen gestellt. Wir bei Zühlke haben großes Glück, dass unser Geschäft trotz der Rezession weiterhin gut läuft und wir unsere Teams weiter vergrößern können. Vor allem unsere Belegschaft in Manchester ist enorm gewachsen, von acht Mitarbeitenden zu Beginn des Jahres auf mittlerweile 27. Fünf Mitarbeitende und Führungskräfte, die diese Phase hautnah miterlebt haben, berichten von ihren Erfahrungen mit Wachstum, Remote-Teams, Herausforderungen und der Unternehmenskultur bei Zühlke. Insight Serie „Arbeiten, interviewen und Teams leiten von zu Hause aus“ – Teil 2 von 3. Video Vorstellungsgespräche sind die neue Normalität. Findest Du das gut? Ja, das tue ich tatsächlich! Vor dem Lockdown war ich davon überzeugt, dass man im Video Interview den Kandidaten oder die Kandidatin nie so gut beurteilen kann wie im direkten Gespräch und habe geglaubt, dass man keine Beziehung aufbauen kann. Jetzt, wo ich mit beidem Erfahrung habe, weiß ich die Vorteile von Remote Interviews zu schätzen! Weil es ja vollkommen egal ist, wo sich Dein Gegenüber aufhält, sind einfach eine Menge räumlicher Hindernisse weggefallen. Außerdem sind die Leute vor dem Video Vorstellungsgespräch meist weniger gestresst, weil sie in ihrer gewohnten Umgebung sind und nicht durch die Stadt hetzen müssen, um pünktlich am richtigen Ort zu sein. Was ist neu in Remote Interviews? Durch die Tools, die wir haben – Video-Chat, Bildschirmfreigabe und virtuelle Whiteboards – können wir das Bewerbungsgespräch und die fachliche Beurteilung leicht auf die Online-Situation übertragen. Wo wir uns etwas einfallen lassen mussten, war nur, wie wir eine Beziehung zu der Person aufbauen und ihr eine Vorstellung von unserer Unternehmenskultur vermitteln. Man muss ja irgendwie diese Momente vor und nach dem Gespräch ersetzen, in denen man sich etwas informeller unterhält. Und oftmals bekommen Kandidaten auch schon mal einen ersten Eindruck von der Büroumgebung und der Atmosphäre auf dem Weg in den Besprechungsraum. Weil das derzeit nicht geht, haben wir uns den Aufbau unserer Remote Interviews nochmal angesehen. Wir achten jetzt darauf, dass wir gezielt Fragen stellen, die zu einem Gespräch über unsere Kultur führen. Wir legen jetzt noch mehr Wert darauf, einen guten Einblick in das Arbeitsumfeld zu vermitteln, damit die Neuen wissen, was sie erwartet. Was ist zu beachten, wenn man zu einem Video Vorstellungsgespräch eingeladen wird? Ich würde sagen, vorher den Videolink ausprobieren und die entsprechende Applikation runterladen (also Zoom, MS Teams usw.). Außerdem sollte man die Berechtigungen für die Audio, Video und Bildschirmfreigabe richtig einstellen. Die Leute aus der Personalabteilung gerne meistens gerne damit wenn nötig. Dann sollte man eine Umgebung wählen, in der man sich wohlfühlt, und mögliche Ablenkungen so weit wie möglich ausschalten, damit man sich gut konzentrieren kann. Ansonsten wie bei jedem „normalen“ Bewerbungsgespräch: Informiere Dich über das Unternehmen, merk Dir die Namen Deiner Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner und bereite Dich mit Fragen vor, die zeigen, dass Du wirklich Interesse an der Stelle hast. Was hat Zühlke getan, um Remote Interviews möglichst zugänglich zu machen? Abgesehen davon, dass wir individuelle Bedürfnisse berücksichtigen, haben wir darüber nachgedacht, welche Unterstützung wir für Video Vorstellungsgespräche anbieten können, damit die Bewerbenden sich vor und während des Gesprächs wohl fühlen. Dabei herausgekommen ist ein Leitfaden, der über den Recruiting Prozess und darüber informiert, wie man sich am besten vorbereitet. Diese neue Ressource hat tatsächlich etwas bewirkt: Die Bewerbenden gehen mit einer positiveren Einstellung und insgesamt selbstsicherer in das Gespräch. Und natürlich achten auch diejenigen, die das virtuelle Interview führen, bewusst auf Aspekte der Barrierefreiheit. Sie bemühen sich zum Beispiel, klar und deutlich zu reden, damit die Kommunikation flüssig bleibt. Was würdest Du jemandem raten, der in der Remote Stellensuche erfolgreich sein will? Ich denke, um in die engere Wahl zu kommen, sollte man seine Bewerbung nicht nur auf die Stelle abstimmen, auf die man sich bewirbt. Man sollte auch das neue Skillset nachweisen, das man für vermehrt virtuelles Arbeiten braucht. Relevant sind Erfahrung mit Remote-Projekten und global verteilten Teams, die Fähigkeit, selbstständig zu arbeiten, plattformübergreifende Kommunikationskompetenz und die Flexibilität zur Anpassung an unterschiedliche Arbeitsszenarien. Ich habe auch festgestellt, dass persönliche Verbindungen wieder wichtiger werden, obwohl das ohne echte Networking Veranstaltungen ja schwieriger geworden ist. Deshalb sollte man sich wirklich die Mühe machen und Verbindung zu wichtigen Leuten in dem Unternehmen herstellen, bei dem man sich bewirbt. Dafür bieten sich beispielsweise Webcasts an, bei denen man mit relevanten Fragen herausstehen kann. Es empfiehlt sich auch, relevanten Gruppen auf Social Media beizutreten oder spannenden Fachblogs zu folgen, und sich auf Social Media zu seinen beruflichen Interessensgebieten zu ässern. Was war denn das Witzigste, das Dir bei einem Video Interview passiert ist? Das ist einer der Nachteile von Remote Interviews: manchmal bricht die Internetverbindung ab und dann erstarrt man in einem wenig schmeichelhaften Standbild – so wie ich einmal mitten in der Bewegung und mit weit geöffnetem Mund ... Aber zum Glück kann das ja jeden treffen und wir lachen drüber.