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Apps in der Industrie: Welche Hürden müssen Maschinenbauer in der Umsetzung überwinden?

7 Minuten Lesezeit
Mit Insights von

  • Vielen Maschinenbauunternehmen fehlt es an der Erfahrung bei der Entwicklung digitaler Produkte. Sie unterschätzen häufig die vielfältigen Herausforderungen der Entwicklung solcher Offerings.

  • Viele Unternehmen vertrauen daher frühzeitig auf zusätzliche Expertise und Beratung und steigern so die Erfolgsaussichten für ihre Initiativen.

  • Unternehmen sichern den Erfolg ihrer Innovation, verkürzen die Time-to-Market und entlasten alle Bereiche des Unternehmens, vom Produktmanagement über die Entwicklung bis zum Betrieb der Software.

In den vorangegangenen Blogartikeln haben wir das hohe Potenzial von Apps und digitalen Erlösmodellen in der Industrie gezeigt, erläutert, welche Elemente der Softwarearchitektur aus Business-Perspektive wichtig sind und beschrieben, wie man eine wirtschaftlich erfolgreiche Softwarearchitektur für Apps in der Industrie entwickelt. In diesem vierten Teil unserer Serie teilen wir konkrete Erfahrungen, Success und Failure Stories sowie Lösungsansätze aus Kundenprojekten im Maschinenbau und anderen Industrieunternehmen mit Ihnen.

Apps in der Industrie sind oft der erste große Schritt in die Digitalisierung

Viele unserer Kunden im Maschinenbau haben die Softwareentwicklung bisher als Teil der Maschinen-Entwicklung gesehen und versucht, über den Verkauf von Maschinen die Kosten für die Softwareentwicklung zu finanzieren. Mittels klassischer ROI-Betrachtungen wurden die Entwicklungskosten auf die Stückzahl umgelegt. Das Problem bei dieser Betrachtung: Die Software-Lifecycle-Aufwände, wie Betriebskosten und Kosten für die Weiterentwicklung der digitalen Offerings, wurden dabei häufig vernachlässigt und erschienen als ungeplante Kosten in den folgenden Geschäftsjahren. Nach der ersten Euphorie für Apps ist die Begeisterung bei einigen Kunden verflogen, da sie diese Kosten nicht erwartet hatten. Wir haben in diesem Artikel die wichtigsten Fragen unserer Kunden zusammengetragen und stellen Ihnen unsere Lösungsansätze vor. Wir möchten, dass Sie Ihre Euphorie für digitale Offerings wieder entdecken.

Welches Business Modell und welche Use Cases von Apps führen zum Erfolg? 

Um es vorwegzunehmen: Viele Kunden haben sich diese Fragen zunächst leider gar nicht gestellt. Sie haben mit der App-Entwicklung begonnen, ohne diese zentralen Fragen vorab für sich geklärt zu haben. Aber: Welchen Benefit liefert eine neue App, wenn deren Finanzierung und deren wirtschaftlicher Nutzen für das Unternehmen und Ihre Kunden nicht geklärt sind.

Die Antwort auf diese Fragen sollten die Produktverantwortlichen liefern. Dabei stehen Unternehmen häufig vor der Herausforderung, dass diese Mitarbeitenden zwar sehr viel Erfahrung in Ihrem Markt haben, bisher aber noch keine digitalen Produkte erfolgreich in den Markt gebracht haben. Zudem fehlt in der Regel die Zeit, neue Mitarbeitende, die sowohl Branchenwissen als auch Erfahrung mit digitalen Produkten haben, zu finden und einzuarbeiten.

Ein Weg, diese Lücke zu schließen, ist die Suche nach externem Support in Form von Dienstleistern, die sich schnell einarbeiten können und bereits vergleichbare Aufgaben erfolgreich gelöst haben. Wir starten solche Projekte in der Regel mit einem Workshop, in dem wir gemeinsam mit dem Kunden die Use Cases, die die Apps abdecken sollen, identifizieren und priorisieren. Da wir Kunden aus sehr vielen unterschiedlichen Branchen bei der Digitalisierung unterstützen, bringen wir unsere Erfahrungen aus ähnlichen Projekten und Erfolgsgeschichten aus anderen Branchen, die in der Digitalisierung schon weiter sind, ein.

Digitale Business Cases von Software und Apps rechnen sich anders – aber wie? 

Auch die Kalkulation der neuen, digitalen Business Cases stellt viele Unternehmen vor unlösbare Herausforderungen, weil ihnen schlicht die Erfahrung fehlt. Die Kosten werden von den Entwicklungsteams oft unterschätzt, weil diese bisher weniger komplexe Softwarearchitekturen entwickelt haben und Ihr Know-how vor allem in der Gerätesoftware lag.

Um diese Kostenfalle zu vermeiden, empfiehlt es sich, technische Experten hinzuzuziehen, die diese Erfahrung mitbringen und so schnell alle relevanten Kosten abschätzen können, also unter anderem die Kosten für die Softwareentwicklung, für den Betrieb, die externen Kosten für zum Beispiel Cloudanbieter oder auch mögliche Änderungen an den Herstellkosten, die durch neue Elektronik verursacht werden.

Wie motiviere ich mein Entwicklungsteam, auch wenn es überfordert scheint?

Viele Unternehmen und ihre Mitarbeitenden begeben sich bei der Softwareentwicklung auf komplettes Neuland. Daher gehört es häufig zu unseren Aufgaben, die Entwicklungsteams unserer Kunden aktiv in die Tätigkeiten einzubinden. In dem Fall übergeben unsere Mitarbeitenden die Entwicklung zum Beispiel nach dem ersten großen Schritt in Richtung Marktreife an die internen Teams. Als Unternehmen müssen Sie sich vorab die Frage stellen:

Wünsche ich einen möglichst schnellen Markteintritt und sind bereits passende Mitarbeitende vorhanden und verfügbar?

Da es sich bei Software- und App-Projekten häufig um sehr radikale Innovationen handelt, ist in vielen Fällen eine Anpassung der Organisation erforderlich. Spannende Erkenntnisse dazu liefert die Studie „Wie radikale Innovation in etablierten Unternehmen gelingt“.

Maschinenentwicklung und IT haben eine stark wachsende Anzahl von Schnittstellen. Insbesondere für die Softwareentwicklung und den 1st-, 2nd- und 3rd-Level-Support zu digitalen Kundenfragen müssen ganz neue Mitarbeiter eingestellt werden, die diese Aufgaben mittelfristig intern ausführen können. Kurzfristig ist es fast unmöglich, auf dem heutigen Arbeitsmarkt diese Qualifikationen zu finden. Wir unterstützen Sie daher neben der Entwicklung auch bei den neuen Aufgaben im Betrieb und im Support. Für eine wirtschaftliche Lösung haben wir dazu unsere Entwicklungsstandorte in Belgrad, Sofia und Porto und Partner für Betrieb und Support.

Im Zuge der Entwicklung digitaler Offerings im Maschinenbau beraten wir viele unserer Kunden auch zur Umorganisation der R&D-Organisation und der angrenzenden Bereiche. Elementare Voraussetzung für den Erfolg digitaler Offerings: Bereiten Sie die gesamte Organisation auf die Transformation vor, z. B. mit einem begleitenden Change-Management-Programm. Denn in allen Unternehmensbereichen ist eine aktive Unterstützung der neuen Offerings erforderlich. Wenn zum Beispiel der Vertrieb sich nicht passend neu aufstellt, können die neuen digitalen Produkte keinen Erfolg haben.

Die digitale Produkt-Roadmap muss zur Datenstrategie passen

Das Produktmanagement ist bei der Einführung neuer, digitaler Lösungen besonders gefordert. Es muss das bestehende Geschäft weiterführen, das erste digitale Angebot im Detail definieren, eine Roadmap für die Digitalisierung in Abstimmung mit den anderen Unternehmensbereichen erarbeiten und in die klassische Roadmap integrieren. Die Verantwortlichen müssen entscheiden, welche Produkte unmittelbar und in welchen Fällen erst die Nachfolgeprodukte digitalisiert werden, z. B. in Form von Apps. Wichtige Erfolgsfaktoren sind die Entwicklung einer Datenstrategie, insbesondere bezogen auf Kunden- und Nutzerdaten.

Cyber Security für digitale Offerings und Apps: von Beginn an planen

Parallel zur Entwicklung der Datenstrategie müssen Unternehmen ein technisches Konzept zum Schutz dieser Daten entwickeln. Der Wert der Daten für mögliche Angreifer bestimmt den Aufwand für den Schutz der Daten. Mit unserem Wissen zur Datensicherheit und unseren Experten für Cyber-Security können wir dabei unterstützen. Je früher ein Konzept erarbeitet wird, um so wirtschaftlicher kann es technisch umgesetzt werden. Wird es erst erstellt, nachdem die Softwarearchitektur steht, kann es zu umfangreichen Änderungen führen, die Zeit und Geld kosten.

Der PO-Proxy: Entlastung und Agilität für Ihr Produktmanagement

In der Regel spricht Ihr Produktmanagement die Sprache des Kunden und kennt das Produkt sehr gut. Produktmanagement und Entwicklung sprechen hingegen oft unterschiedliche Sprachen oder die Kommunikation in zwei gegensätzliche Richtungen (Kunde und Entwicklung) ist auf Dauer nicht zu leisten.

Eine praktikable Lösung für dieses Problem ist der PO-Proxy, der sich eng mit dem Produktmanagement austauscht und Themen gegenüber dem Entwicklungsteam vertritt. Der PO-Proxy sollte über ausreichend Expertise in der Domäne der Industriegüter verfügen, um das Produktmanagement optimal entlasten zu können. Wir haben für diese Aufgabe spezialisierte Mitarbeiter, die es gewohnt sind, mit den Product Ownern unserer Kunden zusammenzuarbeiten.

Sie bringen langjähriges Industrie-Know-how und ihre persönliche Erfahrung aus zahlreichen Digitalisierungsprojekten mit. Da sie sehr eng mit unseren technischen Experten vernetzt sind, können sie auf Wunsch sehr schnell aufzeigen, welchen Aufwand neue Entscheidungen oder neue Features verursachen. In sehr kurzen Feedbackschleifen sieht das Produktmanagement die möglichen Folgen von neuen Anforderungen.  

Sie planen die Entwicklung neuer, digitaler Services bzw. Offerings? Sie wollen einen schnellen Markteintritt und sind auf der Suche nach erfahrenen Dienstleistern, die Ihre Branche kennen und Sie flexibel unterstützen können? Sprechen Sie uns gerne an und erfahren Sie mehr über die Monetarisierung digitaler Services in der Industrie und wie sie digitale Euphorie in Umsatz verwandeln. Wir unterstützen Sie vom Management Consulting bis zum Betrieb der fertigen Lösungen.

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Jens von der Brelie

Managing Director ICP Germany & Partner

Jens von der Brelie verfügt über langjährige Erfahrung in der Produktentwicklung, im Produktmanagement und im Vertrieb in der Industrie. In verschiedenen Verantwortungsbereichen hat er mehr als 30 Jahre Berufserfahrung im Anlagenbau, der Automatisierungstechnik, der Gebäudetechnik und der Konsumgüterindustrie gesammelt. Seit 2011 bei Zühlke, leitet er aktuell die Market Unit Industrial and Consumer Products. Er hat einen Abschluss als Dipl.-Ing. in Elektrotechnik mit Schwerpunkt Datentechnik der Technischen Universität Braunschweig.

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