Versicherungen

Warum Versicherer keine Scheu vor IoT haben sollten

Für viele Versicherungen ist das Internet of Things (IoT) immer noch eine Black Box. Unter anderem deshalb sind viele IoT-Projekte bisher nicht über die konzeptionelle Phase hinausgekommen.
 

4 Minuten Lesezeit
Mit Insights von

  • Die Technologien hinter dem IoT haben sich bereits seit vielen Jahren am Markt bewährt.  

  • Mit den richtigen Partnern können IoT-Vorhaben schnell in die Tat umgesetzt werden.

  • Entscheidend für den Erfolg sind individuelle, bedarfsgerechte Anwendungen, die Wert stiften.

Das Internet of Things (IoT) bietet Versicherern die Chance, sich einen Vorteil gegenüber ihren Wettbewerbern zu verschaffen. Die Implementierung ist einfacher als viele denken.

Für viele Versicherungen ist das Internet of Things (IoT) immer noch eine Black Box. Unter anderem deshalb sind viele IoT-Projekte bisher nicht über die konzeptionelle Phase hinausgekommen.
 

Die gute Nachricht: Viele der zu Grunde liegenden Technologien haben sich in anderen Branchen während der letzten Jahrzehnte bereits etabliert. Daher müssen Versicherer das Rad nicht neu erfinden, im Gegenteil: sie können auf ein großes Angebot an bewährter Hard- und Software zurückgreifen.

Smart connected insurance

Erstens: Sensoren liefern Daten

Wie aber sollten Versicherer vorgehen? Es hilft, das IoT auf verschiedenen Ebenen zu betrachten. Die erste Ebene stellt die Datengewinnung mit Hilfe von Sensoren dar. Hier sind schon zahlreiche Anwendungen verfügbar und können genutzt werden: Beschleunigungs- und Bremssensoren im Auto geben Aufschluss über das Fahrverhalten. In Gebäuden verbaute oder verlegte Sensoren erkennen Wasserschäden wie gebrochene Leitungen oder eine überlaufende Waschmaschine. Auch Wetterstationen, Rauchmelder, Heizungs- oder Luftqualität-Messgeräte machen das Eigenheim zum „Smart Home“. Kurz: Sensoren, die Daten in Echtzeit liefern, sind allgegenwärtig – übrigens nicht nur im Privatbereich, sondern auch in der Industrie. Für Versicherer bedeutet das, dass sie in vielen Fällen keine eigene Hardware entwickeln müssen.

Zweitens: Informationen sinnvoll darstellen

Auf Ebene Zwei geht es um die hohe Kunst, die große Zahl an gewonnenen Datenpunkten in einem System aufzubereiten und sinnvoll darzustellen. Manche Versicherer beauftragen ihre Technologieabteilung bereits in diesem Stadium, dazu passende Software zur Datenmodellierung zu entwickeln. Wichtig ist jedoch, sich vorher einen Überblick zu bestehenden Lösungen bzw. Plattformen im Markt zu verschaffen. Beispiele dafür sind Azure IoT von Microsoft, AWS IoT von AWS oder Cumolocity von der Software AG. Manche dieser Lösungen sind standardisierter, andere individueller. Die Partnerwahl sollten Versicherungen nach ihren eigenen Bedürfnissen ausrichten. Darüber hinaus können Angebote wie Home Connect Plus (Bosch) oder Conrad Connect (Conrad Elektronik) einen schnellen Einstieg, insbesondere im Bereich Smart Home, für Versicherungen ermöglichen. Egal auf welchen Partner die Wahl fällt: Wichtig ist, von Beginn weg ein Verständnis dafür zu entwickeln, welche Daten intern weiterverarbeitet werden müssen, um das Potenzial zum Beispiel im Underwriting zu heben. 
 

Drittens: Applikationen für den Endanwender

Auf der dritten und letzten Ebene wird es für die Versicherung richtig spannend – hier besteht die Chance, sich vom Wettbewerb zu differenzieren. Denn nun geht es um ihr Kerngeschäft: Wie kann die Datenfülle zur Kalkulation von Risiken genutzt werden? Wie können bestehende Tools erweitert werden? Und: Welche Services lassen sich rund um IoT-Daten aufbauen? Im Bereich der Gewerbeversicherung ist es beispielsweise denkbar, Echtzeit-Services (z. B. Pushmeldungen) zur Verfügung zu stellen, die den Kunden warnen, wenn Gebäudesensoren Abweichungen von der Norm zeigen. Werden dann noch Dienstleister an das System angeschlossen, können beispielsweise auf Basis von Predictive Maintenance potenzielle Versicherungsschäden verhindert werden. Denkt man diesen Anwendungsfall weiter, können Versicherer es schaffen, als Orchestrator in bestimmten Ökosystemen zu agieren.
 

Licht in die Black Box

Das IoT hat das Potenzial, zum entscheidenden Asset von Versicherungen zu werden. Wer sein Risikomanagement mit Echtzeit-Daten speisen kann, wird besser kalkulieren und sein Pricing optimieren können. Zusätzlich entsteht ein enormer Raum für Services, welche die Rolle des Versicherers nachhaltig verändern können – weg vom reinen Schadenregulierer, hin zum ganzheitlichen Risikomanager. 

Versicherern ist zu empfehlen, sich nicht ohne Struktur in ihre IoT-Vorhaben zu stürzen. Zentral ist, dass sie zunächst den Nutzen für das eigene Geschäftsmodell identifizieren. Das Thema Datensicherheit muss zudem im Rahmen eines Security-by-Design-Ansatzes von Anfang an mitgedacht werden. Schließlich gilt es auch, Fragen der Organisation zu klären: Wie baue ich das System, wie integriere ich es und wie manage ich meine Partner? Wer sich diesen Fragen annimmt, wird mit Hilfe der richtigen Partner schnell Licht im Dunkel der vermeintlichen Black Box ausmachen. 

Ansprechpartner für Deutschland

Stefan Mühlenbruch

Head of Market Unit Cross Markets & Partner

Stefan Mühlenbruch ist seit 2020 Teil von Zühlke und verantwortet die Market Unit "Cross Markets" in Deutschland. Gemeinsam mit seinen Teams fokussiert er sich auf die digitale Transformation von Unternehmen aus den Bereichen Energy, Retail, Travel & Transport, Telecommunications, Media und dem Public Sector. Für Stefan steht der konkrete Nutzen von Technologieprojekten im Vordergrund. Sein Leitprinzip: Technologie nicht um ihrer selbst willen, sondern zur Schaffung von Mehrwerten.

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