Life Science und Pharma

Digitalisierung der Patient Journey in einem Schweizer Krankenhaus

Bei der Digitalisierung unseres Gesundheitssystems nehmen softwarebasierte Tools – vor allem digitale Plattformen, die verschiedene Nutzer zusammenführen – eine Schlüsselrolle ein. Die Anforderungen an solche Plattformen sind jedoch sehr unterschiedlich und hängen stark von den jeweiligen Nutzern und Anwendungsfällen ab. Im folgenden Blogbeitrag zeigen wir, wie Zühlke docdok.health, den Anbieter einer Kommunikationsplattform für Patienten und Ärzte, erfolgreich bei der Skalierung des Systems im hochkomplexen Umfeld eines großen Schweizer Krankenhauses unterstützt hat.

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Krankenhäuser befinden sich am Anfang eines tiefgreifenden Wandels, der durch neue digitale Technologien vorangetrieben wird. Diese Technologien haben vieles verändert: die Art, wie wir Finanzdienstleistungen nutzen, Konsumgüter kaufen, Essen bestellen, reisen und vieles mehr. Im Healthcare-Bereich finden diese Technologien jedoch nur langsam Akzeptanz, obwohl Patienten, die als Verbraucher an qualitativ hochwertige Daten und Online- services gewöhnt sind, die Entwicklung forcieren. Mehrere Faktoren erschweren eine schnellere Verbreitung neuer Technologien und eine umfassende Transformation: komplexe Organisationsstrukturen in Krankenhäusern, mangelnde Bereitschaft zur Modernisierung von IT-Altsystemen sowie das Vertrauen in bewährte Methoden, die das Risiko medizinischer Fehler minimieren.

Neue digitale Gesundheitsleistungen

Dr. Marc Oertle, Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Medizinische Informatik sowie CMIO des Spitals Simmental-Thun-Saanenland (STS), ist fest davon überzeugt, dass digitale Technologien eine bessere Patientenversorgung ermöglichen und die tägliche Arbeit von Pflege- und Verwaltungspersonal, Ärzten und vielen weiteren Personen, die entlang der Patient Journey mit Patienten interagieren, erleichtern. Das STS, das gemäß EMRAM-Modell zur Messung des Digitalisierungsgrads in Krankenhäusern Stufe 6 erreicht, beschäftigt rund 2.000 Voll- und Teilzeitmitarbeitende und behandelt jährlich rund 16.500 stationäre sowie 220.000 ambulante Patienten. Auf einer Konferenz im Jahr 2020 lernte Dr. Oertle die Gründer des schweizerisch-israelischen Start-ups docdok.health kennen. Er erkannte sehr schnell, dass die von ihnen entwickelte Plattform genau das war, wonach er suchte, um Versorgungslücken zu schließen und den Weg für die Digitalisierung der Patient Journey mit einer verbesserten hybriden Betreuungslösung zu ebnen. 

Bei der Entwicklung von docdok standen stets die Nutzerbedürfnisse im Vordergrund. Ein benutzerfreundliches Interface mit zahlreichen Funktionen erleichtert die tägliche Arbeit von Healthcare Professionals. Das Hauptziel der Plattform besteht in einer verbesserten Kommunikation zwischen Arzt und Patient sowie der Remote-Erfassung wichtiger subjektiver und objektiver Patientendaten. Dadurch lässt sich die Behandlungsqualität kontrollieren und letztendlich auch ein besseres Behandlungsergebnis erzielen. Zu den erfassten Daten zählen unter anderem Patient Reported Outcome Measures (PROMs). Dabei handelt es sich um etablierte Instrumente zur Messung der Patientenzufriedenheit und der subjektiven Einschätzung ihres Gesundheitszustands. Mit docdok ist auch das Ausfüllen standardisierter medizinischer Fragebögen, die bei vielen Erkrankungen Anwendung finden, ganz einfach. Außerdem können (Smart) Devices wie z. B. Wearables oder vernetzte Medizinprodukte nahtlos integriert werden. Dank dieser Vielseitigkeit ist docdok für Pharmaunternehmen und Krankenhäuser das ideale Kooperationstool für zahlreiche Anwendungsfälle, einschließlich Forschungskooperationen mit Universitäten und Hochschulen.

Telekonsultationen in Echtzeit

Die anfangs für niedergelassene Ärzte konzipierte Plattform konnte die Anforderungen für einen Einsatz in komplexen Einrichtungen wie dem STS nicht zur Gänze erfüllen, da sie ursprünglich vor allem dazu gedacht war, die Interaktion zwischen Patienten und einzelnen Ärzten zu erleichtern. In Krankenhäusern sind jedoch mehr Personen in unterschiedlichen Funktionen an der Patientenversorgung beteiligt. Bereits vor Beginn der eigentlichen Behandlung muss ein aus Patientensicht potenziell zeitaufwändiger Aufnahmeprozess durchlaufen werden, der auch Verwaltungspersonal umfasst. Der Großteil der Patient Journey in einem Krankenhaus wird jedoch von Pflegekräften abgewickelt, die viele der einfacheren Untersuchungen durchführen. Oft sind auch mehrere Mediziner – von Assistenzärzten bis hin zu verschiedenen Fachärzten wie Chirurgen – an einer Behandlung beteiligt. Gegebenenfalls muss ein Patient auch regelmäßig zur Nachsorge in ein Krankenhaus kommen, das wiederum dessen Hausarzt über den Behandlungsverlauf informieren muss.

Um den Einsatz von docdok in Krankenhäusern zu ermöglichen, musste der Plattformbetreiber also eine Workflow-Konfiguration implementieren, die es den verschiedenen Berufsgruppen – insbesondere dem nicht medizinischen Personal – ermöglicht, eine effiziente Kommunikation mit den Patienten aufzubauen und auch nach ihrer Entlassung aufrechtzuerhalten. Dies kann zum Beispiel in Form von asynchroner Kommunikation (über eine Chatfunktion) oder in Echtzeit (in Telekonsultationen) erfolgen. Die verschiedenen Kommunikationskanäle („Case Streams“) erforderten sowohl am Backend als auch am Frontend erhebliche Softwareänderungen, die sich grundlegend auf die Systemarchitektur auswirkten.

Upgrade für die Patient Journey dank User Experience

Und genau hier kam Zühlke ins Spiel. Zühlke hat bereits für viele verschiedene Branchen – vom Bankensektor bis hin zum Healthcare-Bereich – hochmoderne Tools und Methoden für den Einsatz in regulierten Systemen entwickelt. Diese müssen strenge Qualitäts- und weitere Anforderungen erfüllen (medizinische Standards, Schutz von Patientendaten, allgemeine Datenschutzbestimmungen) sowie für eine hohe Anzahl von Nutzern Zuverlässigkeit und Skalierbarkeit bieten. 

Eine nutzerorientierte Vorgehensweise ist in diesem Kontext entscheidend. Zühlke stellte daher den Nutzer ins Zentrum des Projekts und führte zunächst eine Usability-Analyse durch, um ein grundlegendes Verständnis für die einzelnen Nutzergruppen und deren Interaktion mit dem Produkt aufzubauen. Ein weiteres wichtiges Ziel war die Ermittlung potenzieller Risiken bei der tatsächlichen Verwendung eines Produkts, um daraus Maßnahmen zur Risikominimierung abzuleiten. Im Fall von STS und docdok.health führte ein auf Medizinprojekte spezialisierter Experte für User Experience (UX) Befragungen mit jenen docdock.health-Produktmanagern durch, die für die Einführung der Plattform bei STS verantwortlich zeichneten. Die Befragungsergebnisse bildeten die Grundlage für ein User Experience Assessment, das wiederum als Basis für die weitere Softwareentwicklung diente.

Docdok grafik de Patient:in Patient:in Patient:in Ärzt:in Admin Persönliche Informationen, die nur zwischen Ärzt:in und Patient:in geteilt werden (z.B. Telekonsultationen) Informationen, die nur zwischen Ärzt:in , Pflegekraft und Patient:in geteilt werden Informationen, die mit Patient:innen einzeln geteilt werden (z.B. Terminvereinbarungen) Informationen, die mit mehreren Patient:innen gleichzeitig geteilt werden (z.B. Gruppennachrichten oder Event-Informationen) Pflegekraft Patient:in Terminerinnerungen Fragen / Antworten zu Behandlungen Patient Reported Outcome Measures (PROMs) & Umfragen zur Quality of Life (QoL) Ergebnisse von Blut- untersuchungen Verschreibungen / Rezepte docdok.health Plattform

Im Anschluss begannen Backend- und Frontend-Ingenieure unter Einsatz eines erstklassigen Tech-Stack mit der Entwicklung der erforderlichen neuen Funktionen. Diese mussten sowohl über ein Web-Frontend als auch eine mobile App zugänglich sein, da Fachleute die Desktopvariante, Patienten jedoch in der Regel den Zugriff über ihre Smartphones bevorzugen. Hierbei war ein regelmäßiger Austausch zwischen allen Projektbeteiligten bei Zühlke und docdok.health (insbesondere zwischen dem CTO und Head of Product) der Schlüssel zum Erfolg. So konnte sichergestellt werden, dass gemäß den Prinzipien der agilen Softwareentwicklung bei jedem Sprint der Product Backlog angemessen berücksichtigt wurde. 

Inbetriebnahme nach sechs Monaten Testphase

Ein Kernelement des Leistungsversprechens von docdok.health sind die Schnittstellen, die eine nahtlose Systemintegration in die zentrale IT (klinische Informationssysteme, CIS) von Krankenhäusern ermöglichen. docdok wird auf das bestehende CIS aufgesetzt und kann an dieses „andocken“. Dadurch können die gewohnten Arbeitsabläufe ohne Unterbrechungen fortgeführt werden. Mit einer entsprechend leistungsstarken IT-Architektur gewährleistet Zühlke die Stabilität und Zuverlässigkeit des Systems bei STS. Im Hinblick auf den Sicherheitsaspekt ist docdok kein Hochrisikosystem. Dennoch war es wichtig, beim medizinischen Fachpersonal für Vertrauen in die Plattform und Freude beim Einsatz in der täglichen Arbeit zu sorgen. Folglich wurde im Rahmen einer umfangreichen Softwaretestphase intensiv an der Fehlerbeseitigung gearbeitet. Ein zusätzlicher Fokus lag auf der Kundenberatung. Ziel war es, docdok.health in die Lage zu versetzen, potenzielle Hürden bei grundlegenden Softwareänderungen in der Zukunft zu vermeiden und insbesondere die Skalierbarkeit der Softwarelösung für ihren Einsatz im Krankenhaus sicherzustellen.

Nach einer Testphase von sechs Monaten ist docdok nun in Betrieb. Patienten scheinen diese neue Art der Interaktion bereits zu akzeptieren, denn es entsteht für sie der Eindruck, stets bestens mit dem Krankenhauspersonal vernetzt zu sein, wenn es etwa um Fragen zur Behandlung oder um Terminerinnerungen geht. Videokonsultationen werden in dieser frühen Umsetzungsphase jedoch nur von einigen wenigen Patienten und in ausgewählten Fachrichtungen genutzt, da in der Schweiz die Frage der Kostenerstattung noch offen ist.

Mehrwert für alle

Dank der Zusammenarbeit zwischen docdok.health und Zühlke konnte die bestehende hybride Gesundheitsplattform erfolgreich einem Upgrade unterzogen werden. Das ermöglicht dem STS und seinen Mitarbeitern die Nutzung einer zuverlässigen Plattform zur Verbesserung der Patientenversorgung. Gleichzeitig lassen sich administrative und medizinische Abläufe wesentlich effizienter gestalten. So können alle Mitarbeiter größtmöglichen Mehrwert schaffen und den Fokus auf ihre Kernkompetenzen richten.

docdok schafft einen Mehrwert für alle Stakeholder:

  • Patienten können bequem und einfach mit dem Krankenhauspersonal in Kontakt bleiben und Fragen zur Behandlung stellen oder auch administrative Anliegen einbringen. Dadurch fühlen sie sich insgesamt besser betreut und werden als Patienten gestärkt und motiviert.
  • Ärzte und Pflegekräfte können etwaige medizinische Fragen ihrer Patienten schnell und auch asynchron (d. h. wenn sie Zeit haben) beantworten und bei Bedarf eine angemessene Nachsorge sicherstellen.
  • Das Verwaltungspersonal spart Zeit bei Terminvergaben und kann die Erinnerungsfunktion nutzen.
  • Das Krankenhaus verbessert sein Image als innovativer Healthcare-Anbieter und profitiert insbesondere von Effizienzsteigerungen.
  • docdok.health profitiert vom Know-how der UX- und Softwareexperten von Zühlke – die Plattform kann skaliert werden und wird zugleich sicherer und leistungsstärker.