5 Minuten Lesezeit Mit Insights von Moritz Gomm Ehemaliger Senior Business Solution Manager Neben dem Ziel des Umweltschutzes an sich gibt es auch ökonomische Gründe, weshalb Unternehmen sich mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigen sollten. Besonders interessant für innovative und agile Unternehmen: Im Bereich Nachhaltigkeit entstehen ganz neue Märkte Unternehmen, die sich jetzt richtig aufstellen, können diese Märkte entscheidend mitprägen Das Thema „Nachhaltigkeit“ ist im Top-Management angekommen. Das liegt nicht nur daran, dass erfreulicherweise immer mehr Unternehmen den Erhalt und die Wiederherstellung des ökologischen Gleichgewichts aus ethischen Gründen ernst nehmen. Auch unter ökonomischen Gesichtspunkten spricht immer mehr für eine „Sustainability Transformation“. In diesem Beitrag geht es darum, welche neuen Chancen und Märkte durch Nachhaltigkeit in der Wirtschaft entstehen. Der Trend zur Nachhaltigkeit hat sich über viele Jahre hinweg aufgebaut, wurde vor der Corona-Krise durch die „Fridays for Future“ Bewegung weltweit sichtbar und in der Pandemie nur oberflächlich gebremst (auch wenn 2020 ein Rekordjahr der Wetter-Desaster war). Der Druck seitens Konsumenten und Gesetzgeber ist wie unter dem Deckel eines Schnellkochtopfes weitergewachsen. Sobald die Corona-Pandemie in den Industriestaaten unter Kontrolle ist, wird sich das wirtschaftliche Handeln viel stärker an der Nachhaltigkeit ausrichten und für mindestens ein Jahrzehnt die zweitwichtigste Maxime nach der Gewinnorientierung sein. Fünf Gründe für Nachhaltigkeit in der Wirtschaft Aber schon heute gibt es – neben dem Ziel des Umweltschutzes an sich – fünf wirtschaftliche Gründe für Unternehmen, das Thema Nachhaltigkeit voranzutreiben: Konsumenten fragen nachhaltigere Produkte nach. So wachsen laut einer Studie von NYU Stern nachhaltig vermarktete Produkte 5,6-mal schneller als konventionelle. Auch bei öffentlichen Ausschreibungen spielt der Beitrag zur Nachhaltigkeit zunehmend eine wichtige Rolle. Für die Rekrutierung von Talenten ist der Beitrag der eigenen Arbeit zur Nachhaltigkeit immer wichtiger: Für 76% ist die Nachhaltigkeit ein wichtiger Faktor für die Wahl des Arbeitgebers, für 40% sogar ein entscheidender (Studie von Stepstone). Investoren suchen vermehrt nach nachhaltigen Anlagen. Larry Fink, der CEO von BlackRock, hat z.B. Nachhaltigkeit zum neuen Investment-Standard für seinen 7,4 Billionen US$ Fonds erklärt und will sich aus umweltschädlichen Investments, wie z.B. Kohlekraft, zurückziehen (Larry Finks Brief an die CEOs) Gesetzgeber zwingen Unternehmen zum nachhaltigen Handeln. In der EU („Green Deal“), in den USA („Climate Plan“), in China („14th Five-Year Plan“) und global („Pariser Klimaabkommen“) sind bereits eine Vielzahl von Regularien auf den Weg gebracht, die nichts anderes sind als eine Neuausrichtung der Wirtschaft an ökologischen Zielen. Für Unternehmen in Deutschland sind das z.B. die EU Ecodesign-Richtlinie (Energieeffizienz, Right-to-Repair), das neue Sorgfaltspflichtengesetz (Verantwortung für die Wertschöpfungskette) oder die EU Taxonomy (Nachhaltigkeitsreporting). Es entstehen ganz neue Märkte. Auf diesen Punkt möchte ich im Folgenden genauer eingehen. Neue Märkte entstehen jenseits nachhaltiger Produkte Wenn es gelingen soll, beispielsweise das 1,5-Grad-Ziel aus dem Pariser Klimaschutzabkommen zu erreichen, wird es schon bald nicht mehr ausreichen, Emissionen zu reduzieren. Es wird auch darum gehen, die ökologischen Sünden der Vergangenheit aktiv umzukehren. Hierbei müssen wir nicht nur einen erheblichen Anteil der Emissionen wieder einfangen, die schon entstanden sind, sondern auch die, die - selbst mit nachhaltigeren Technologien - zukünftig noch entstehen. Hier werden gigantische Märkte entstehen, denn es gibt viel zu tun: CO2 (und andere Klimagase wie Methan) wieder aus der Luft holen Wasser von Antibiotika, Hormonen und Mikroplastik befreien Böden entgiften Rückgang der Biodiversität stoppen und diese wieder erhöhen … Dafür braucht es Technologien, Anbieter und Geschäftsmodelle: ein gigantischer Markt für Startups und innovative Unternehmen. Beispiele gibt es bereits: Climeworks (Schweiz), Carboculture (Finnland) und Carbo Engineering (Kanada) extrahieren CO2 aus der Luft; TheOceanCleanup wollen die Meere reinigen; Orbital Systems (Schweden) bietet ein Recycling-System für Wasser, Biomede (Frankreich) will mit angepassten Saatgutmischungen dem Boden Kupfer entziehen, Remsoil (Finnland) bietet ein Additiv, um den natürlichen Abbau von Schadstoffen wie Ölen und PAK zu beschleunigen, etc. Die höchste Kunst und größte Herausforderung für Staat, Wirtschaft und Konsumenten ist die Umgestaltung ganzer Systeme, um diese nachhaltig und damit zukunftssicher zu machen. Der Umbau hat bei den Energiesystemen bereits begonnen, unsere Transportsysteme stehen noch ganz am Anfang, die nachhaltige Versorgung mit Lebensmitteln ebenfalls. Die Abfallwirtschaft muss zu einer Recyclingwirtschaft werden, denn Müll ist ja nichts anderes als Wertstoff am falschen Ort. Diese Aufgaben kann keine Regierung und kein Unternehmen alleine stemmen, sondern es bedarf der Kooperation, d.h. als Manager auf dem Weg in die Circular Economy sollten sie neben „make“ oder „buy“ in Zukunft immer öfter auch die Option „ally“ in Erwägung ziehen. Die Pioniere von heute werden den Markt von Morgen prägen Unternehmen, die jetzt in das Thema Nachhaltigkeit einsteigen, haben die besten Chancen, diesen Wachstumsmarkt zu prägen und Pioniergewinne zu realisieren, wie das z.B. Tesla bei der Automobilität gelungen ist. Privat helfen Sie dem Planeten mit Verzicht am besten, also mit dem Prinzip Suffizienz. Als Unternehmer können Sie effizienter werden, konsistentere Technologien anbieten (d.h. solche, die die Umwelt weniger belasten), neue Technologien zum Aufräumen des Planeten anbieten oder zum Umbau der Systeme beitragen. Der Ball liegt bei Ihnen: Wo werden Sie aktiv? Wie andere Unternehmen diesen Weg gehen, diskutieren wir mit Praktikern in unserer Roundtable-Reihe „Sustainability Innovation“. Wenn Sie daran Interesse haben, melden Sie sich gerne bei mir. Im zweiten Teil werde ich über die verschiedenen Strategien schreiben, um die Chancen des Sustainability-Trends zu nutzen. Ansprechpartner für die Schweiz Noemi Rom Head of Sustainability Transformation Kontakt noemi.rom@zuehlke.com Schreiben Sie uns eine Nachricht You must have JavaScript enabled to use this form. Vorname Nachname E-Mail Telefonnummer Message Absenden Bitte dieses Feld leer lassen Schreiben Sie uns eine Nachricht Vielen Dank für Ihre Nachricht.
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