8 Minuten Lesezeit Mit Insights von Michael Sattler Lead Engineer Michael.sattler@zuehlke.com Die Magic Leap One ist intuitiv benutzbar und unter den meisten Aspekten technisch auf Augenhöhe mit der HoloLens 1. Das Headset ist von Aufbau, Software und Marketing her auf den Endkundenmarkt und Entertainment ausgelegt. .Für den industriellen Einsatz ist die Magic Leap One aufgrund ihrer Hardware-Gestaltung nur bedingt geeignet Nun gibt es also einen Wettbewerber für die Microsoft HoloLens auf dem Markt. Für Augmented-Reality-Enthusiasten ist das nichts Neues: Seit einigen Monaten sind alle AR-fokussierten Medienkanäle und jegliche Social-Media-Kanäle voll mit Nachrichten und Berichten über den „magischen“ neuen Liebling der Augmented Reality. Auch ich habe die Magic Leap One unter die Lupe genommen. Viele Tech-Magazine und unabhängige Experten haben ihre Meinung zum Gerät kundgetan, über seine Stärken und Schwächen geschrieben und darüber, wie es im Vergleich zur HoloLens abschneidet. Die meisten dieser Berichte waren auf die Technologie konzentriert. Da Zühlke jedoch größere Industrielösungen anbietet, möchte ich meine eigene Sichtweise auf die Magic Leap One darlegen und aufzeigen, wie die Brille zu industriellen Szenarien passt. Technik zugänglicher machen Schon bei den ersten Präsentationen dieses neuen, hübschen Geräts hat sich gezeigt, dass die Magic Leap One nicht nur als Entwicklerkit für AR-Experimente gedacht ist. Magic Leap preist das neue Gerät als das «nächste große Ding» in Mixed Reality an, als großen Sprung nach vorne, um die Technologie für alle zugänglicher und attraktiver zu machen. Und sie haben dieses Versprechen zumindest teilweise gehalten. Das Konzept von Magic Leap sieht vor, dass der Benutzer nur einen Teil des Geräts auf dem Kopf trägt. Während die „Lightwear“-Brille nur die Visualisierung und die Sensoren enthält, werden die eigentliche Rechner-Hardware und der Akku im „Lightpack“ verstaut, welches der Nutzer an seine Hosentasche anclipst. Damit wird eine längere und komfortablere Nutzung möglich. Außerdem lässt sich die Magic Leap One auch ohne große Anleitung einfach aufsetzen und ausprobieren. Während die meisten HoloLens-Einsteiger mit der richtigen Position auf der Nase und der richtigen Ausführung der Air-Tap-Geste kämpfen, ist die Bedienung der Magic Leap intuitiv. Der Handcontroller fühlt sich angenehm an und ist leicht zu bedienen. Außerdem ermöglicht der Controller einige ziemlich clevere Interaktionen. Man hat nicht mehr nur die Blickrichtung und die Position seiner Hände als Eingaben, sondern sechs Freiheitsgrade (6DoF) bei der Bewegung des Controllers, die drei Tasten (eine davon ist die Systemtaste) und ein Trackpad. Je nach Situation wird der Controller zu einem Laserpointer, einem Griff zum Bewegen und Drehen von Objekten oder einer Strahlenpistole – die Möglichkeiten ähneln den Handsteuerungen von VR-Systemen wie HTC Vive und Windows MR. Und ja, auch rein technisch gesehen kann sich die Magic Leap behaupten. Grafik und Audio sind mindestens auf Augenhöhe mit der HoloLens. Das von der Brille erfasste 3D-Modell der Umgebung ist dem der HoloLens sogar ein Stück voraus: Selbst Objekte mit einem Durchmesser von ca. 5 cm werden richtig erkannt. Einschränkungen im industriellen Umfeld Doch man mag es schon vermutet haben: Wo Licht ist, ist auch Schatten. In mancher Hinsicht hat sich Magic Leap zu sehr auf die Herstellung eines Endkunden-Geräts konzentriert und dafür Nachteile im Arbeitsplatz-Einsatz in Kauf genommen. Beginnen wir mit dem Headset. Magic Leap hat sich entschieden, der Brille einen sperrigen Rahmen zu geben, was ein gravierender Unterschied ist zum durchsichtigen Visier der HoloLens. Abgesehen davon, dass dies aus ästhetischer Sicht nicht jedermanns Sache ist, schränkt es das Sichtfeld erheblich ein. Dies kommt zwar dem immersiven Effekt zugute, da ein größerer Teil des verbleibenden Sichtfeldes mit virtuellem Inhalt gefüllt ist, aber eine eingeschränkte periphere Sicht kann in industriellen Umgebungen gefährlich sein. Das Blickfeld nach unten ist ungehindert, so stolpert man wenigstens nicht über Objekte. Aber dass man nicht in der Lage ist, zur Seite oder nach oben zu schauen, ohne den Kopf zu drehen, birgt Gefahrenpotential. Außerdem kann der Mangel an peripherer Sicht leichter zu VR-Sickness führen als das offene Sichtfeld der HoloLens. Auch macht es das Design der Magic Leap One unmöglich, während der Benutzung des Headsets eine Brille zu tragen. Somit benötigt man als Brillenträger Einsätze mit Korrekturlinsen der entsprechenden Stärke für das Headset. Diese müssen aber sehr wahrscheinlich jedes Mal getauscht werden, wenn jemand anderes das Headset benutzen möchte. Fairerweise sei aber gesagt, dass Magic Leap den Vorteil hat, dass bei der Übergabe des Gerätes an einen anderen Benutzer keine manuelle Anpassung der Pupillen-Distanz erforderlich ist. Der Controller, den man während der Benutzung in der Hand halten muss, bringt ebenfalls einige Nachteile. Zwar ermöglicht der Controller präzise und vielseitige Handeingaben, aber dabei ist eine Hand immer für den Controller «besetzt». Man kann nicht einfach beide Hände benutzen, um an etwas anderem zu arbeiten, sondern muss den Controller erst beiseitelegen. Ein weiterer potentiell schwerwiegender Nachteil des Controllers ist, dass dieser magnetisch getrackt wird. Während dies im durchschnittlichen Haushalt mit den meisten Oberflächen aus Holz oder Kunststoff in Ordnung ist, stören magnetische Geräte, elektrische Leitungen und sogar Metalloberflächen das Tracking des Controllers: Die erfasste Controllerposition wandert massiv, wenn man diesen Oberflächen zu nahe kommt. Zwar kann man Spracheingabe und auch verschiedene Handgesten und Hand-Tracking nutzen, um die Mängel des Controllers zu umschiffen. Im Moment sind jedoch fast alle verfügbaren Apps und das gesamte Betriebssystem um den Controller herum aufgebaut, sodass abzuwarten bleibt, wie gut sie im industriellen Umfeld funktionieren werden. Weiter zum «Lightpack»: Obwohl das Taschenclip-Design dem Kopf etwas Gewicht abnimmt, besteht die Gefahr, dass man mit dem «Lightpack» am Gürtel in engen Umgebungen hüfthohe Objekte oder die Wand touchiert. Leider kann man das Gerät nicht einfach in die Kleidung stecken, um es zu schützen, denn zum einen ist es doch recht sperrig, und zum anderen braucht es Luft zum Kühlen. Das starre Taschenclip-Design ist auch nicht durchdacht: Der Spalt, den man über den Stoff der Hostentasche schiebt, ist steif und nicht flexibel, und er ist zu schmal, um über einen Gürtel zu passen. Trägt man einen Overall ohne Taschen oder einen Rock, hat man Pech. Glücklicherweise gibt es einen Gurt, um das Lightpack über der Schulter zu tragen. Noch schwerer wiegt jedoch, dass das Kabel zwischen Brille und Lightpack fest verlötet ist und die Gefahr besteht, dass sich das Kabel an Objekten verfängt. Dies kann schlimmstenfalls dazu führen, dass man sich selbst stranguliert, die Brille den Kopf schlagartig nach hinten zieht oder das Kabel von Brille oder dem Lightpack abreißt. Im europäischen Markt könnte dies unter Umständen im Widerspruch zu Normen wie der Niederspannungsrichtlinie der EU stehen. Unnötig zu erwähnen ist, dass die Magic Leap One das CE-Siegel noch nicht trägt. Es gibt noch ein weiteres Problem mit der Leistung des Systems. Während das meiste davon auf Augenhöhe oder sogar besser als die HoloLens ist, ist das Headtracking deutlich unausgereifter. Bei der HoloLens sind wir an absolut stabile Hologramme gewöhnt, die von der Holographic Processing Unit (HPU) des Geräts gewährleistet werden. Bei der Magic Leap One hingegen kümmert sich die Software um die Stabilisierung der Hologramme im Raum, und dies wird hier deutlich. Das Headtracking funktioniert zwar meist einwandfrei, solange man einige verfolgbare Umgebungsmerkmale im Sichtfeld hat. Aber sobald die Ortung instabil wird, hat das Gerät große Schwierigkeiten, seine Position wiederzufinden, und die Hologramme beginnen zu zittern und zu driften. Für Anwendungsfälle, bei denen Inhalte mit hoher Präzision ortsfest dargestellt werden müssen, ist Magic Leap daher wahrscheinlich nicht geeignet. Mixed Reality für den Endkundenmarkt Now, isn’t there anything good to say about the industrial capabilities of Magic Leap One? Well, actually, there is. First of all, Magic Leap uses several Waveguides per eye, allowing for two focal distances content can be rendered at. This makes it more comfortable for your eye to look at objects within arm’s reach than on HoloLens, where you’re limited to just one focal distance of two meters. The switch between the focal planes is noticeable as there is a slight deviation in color temperature between the two, but it’s still a great feature. Also, the speakers pack a lot more punch than the HoloLens’s. In noisy environments they can be cranked up to very loud volume levels, allowing you to still hear audio from the headset. In day by day usage, the USB-C connectors on both the headset and the controller allow for much quicker charging than Micro USB, so you’ll spend more time actually using the device and less time having it sit next to the power socket. And finally, let’s not forget that some of the hardware’s capabilities are still untapped, such as the eye tracking capability. Nun, was haben wir also am Ende des Tages? Meiner Meinung nach haben wir ein ziemlich gutes Gerät, jedoch mit einem Fokus auf ganz andere Szenarien als die HoloLens. Magic Leap möchte jedermann mit Mixed Reality erreichen, auch den Durchschnittsverbraucher, und ihre Bemühungen und ihr inspirierendes Marketing in dieser Hinsicht sind bewundernswert. Es bleibt abzuwarten, ob es ihnen gelingen wird, den Menschen die Magie von Mixed Reality näherzubringen. Aber das wird auch von uns – den Entwicklern – abhängen. Ansprechpartner für Deutschland Michael Sattler Lead Engineer Michael Sattler ist Lead Engineer bei Zühlke und Technical Lead für Augmented und Mixed Reality. Als einer der ersten Software-Entwickler in Deutschland arbeitet er schon seit 2016 mit der Microsoft HoloLens und anderer Hardware für Mixed Reality bzw. Augmented Reality. In diesem Zeitraum hat er bereits an mehreren Mixed-Reality-Projekten mitgearbeitet, von denen manche auch international für Aufsehen gesorgt haben. Hierbei war er über den gesamten Projektzyklus von der frühen Konzeptionsphase bis zur Entwicklung und Delivery beteiligt. Seine Wurzeln hat Michael Sattler seit seinem Einstieg bei Zühlke 2011 in der Mobile-Entwicklung mit nativen und Cross-Platform-Ansätzen sowie Webentwicklung. Dadurch ist er technologisch breit aufgestellt und kann mehrere verschiedene Technologien in Projekten abdecken und zum Einsatz bringen. Kontakt Michael.sattler@zuehlke.com +49 6196 777 54 337 Schreiben Sie uns eine Nachricht You must have JavaScript enabled to use this form. Vorname Nachname E-Mail Telefonnummer Message Absenden Bitte dieses Feld leer lassen Schreiben Sie uns eine Nachricht Vielen Dank für Ihre Nachricht.