Energiewirtschaft & Versorgung

Energieversorgung in der Zukunft: Heute digitalisieren für ein nachhaltiges Morgen

Der Weg zu “Net Zero” erfordert eine umfassende Digitalisierung des Energiesystems, bei der Daten das Rückgrat einer widerstandsfähigen, effizienten und skalierbaren Infrastruktur bilden. Jetzt weiterlesen, um zu erfahren, wie das Energiesystem der Zukunft aussehen könnte. Lernen Sie mehr über den Fahrplan für die Digitalisierung Europas in unserem PDF Guide.

11 Minuten Lesezeit
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Europa konzentriert sich weiterhin auf die ehrgeizige Reise in Richtung „Net Zero“, doch das Ausmaß der Herausforderung ist enorm. Die veraltete Netzinfrastruktur, von der 40 % mehr als vier Jahrzehnte alt sind, und der Markteintritt von Nicht-Energieunternehmen (Amazon, Microsoft) in diesem Sektor tragen zur Komplexität bei. 
 
Um die Treibhausgasemissionen 55 % zu senken und wie geplant bis 2030 einen Anteil von 45 % an erneuerbaren Energien zu erreichen, muss Europa ein intelligenteres, digitalisiertes Energiesystem aufbauen. Dieser Wandel ist keine Option, sondern eine Notwendigkeit für die Zukunft der Energie, in der die Digitalisierung eine zentrale Rolle bei der Bewältigung der komplexen Herausforderungen spielt. 
 
Lesen Sie weiter und erfahren Sie, wie sich die Topologie der Energiesysteme verändert und wie Unternehmen digitale Lösungen nutzen können, um ein robustes Energie-Ökosystem aufzubauen.

Was bedeutet Digitalisierung im Energiebereich?

Unter Digitalisierung im Energiesektor versteht man die Nutzung digitaler Technologien zur Optimierung von Energieerzeugung, -übertragung, -verteilung und -verbrauch. Sie umfasst (nicht abschliessend):

  • Intelligente Netze für eine effiziente Energieversorgung 
  • Vorausschauende Wartungslösungen in Kraftwerken 
  • Echtzeit-Datenplattformen für eine bessere Entscheidungsfindung 
  • Intelligente Energielösungen zur Bewältigung der höheren Volatilität von erneuerbaren Energien 
  • Unterstützung von dezentralen Prosumer-Lösungen 

Die Digitalisierung bietet eine Alternative zum Bau neuer Infrastrukturen, die kostspielig und langsam in der Umsetzung ist. Sie kann den Energieversorgern helfen, eine hohe Dienstleistungsqualität aufrechtzuerhalten, ohne dass umfangreiche Bauarbeiten und Installationen erforderlich sind.

Erfahren Sie, wie wir Netzbetreiber bei der Digitalisierung unterstützt haben

Die sich verändernde Landschaft der Energiesysteme

Wie bereits erwähnt, wird die Energielandschaft immer komplexer, was einen tiefgreifenden Wandel erfordert. Um zu verstehen, warum dies so ist und was es für die Zukunft bedeutet, müssen wir zunächst einen genaueren Blick darauf werfen, wie das traditionelle Energiesystem funktionierte und wohin es sich entwickelt.

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Traditionelles Energiesystem

Das traditionelle Energiesystem vor 20 Jahren war durch Zentralisierung und Einfachheit gekennzeichnet. So gab es beispielsweise im Vereinigten Königreich nur 50 bis 100 Kraftwerke im ganzen Land. Diese Kraftwerke arbeiteten kontinuierlich, wobei nur wenige die notwendige Flexibilität zur Deckung der schwankenden Nachfrage boten. Bei einem plötzlichen Anstieg des Energieverbrauchs - etwa wenn die ganze Nation ein Fußballspiel anschaute - rief das nationale Netz einfach das betreffende Kraftwerk an und bat es, die Turbinen hochzufahren. 
 
Die Kommunikation war unkompliziert und erfolgte oft über einen einfachen Telefonanruf, und die Bedarfsberechnungen wurden manuell mit Stift und Papier durchgeführt. In diesem System war der Bedarf an Digitalisierung minimal, da der gesamte Prozess durch direkte menschliche Intervention und analoge Werkzeuge gesteuert werden konnte.

Zukünftiges Energie-Ökosystem

Das künftige Energie-Ökosystem wird sich stark von seinem Vorgänger unterscheiden. In naher Zukunft (und in einigen Fällen bereits heute) werden Energieentscheidungen nicht mehr von zentralen Kraftwerken, sondern von einer Vielzahl von Unternehmen oder Geräte mit jeweils eigenen Bedürfnissen getroffen werden:

  • Geräte: Intelligente Geräte, Elektrofahrzeuge, Solarmodule und Batterien werden in Haushalten und Unternehmen immer alltäglicher. Jedes Gerät hat seinen eigenen Energiebedarf und sein eigenes Nutzungsverhalten und trägt so zu einer dezentralen Energielandschaft bei.
  • Privathaushalte: Der Einzelne hat jetzt mehr Kontrolle über seinen Energieverbrauch, sei es durch intelligente Heimsysteme oder die direkte Steuerung von Geräten. Dies führt eine neue Verhaltensebene in das Energiesystem ein, da die Vorlieben der Menschen nicht immer mit den optimalen Zeiten für den Energieverbrauch übereinstimmen.
  • Unternehmen: Unternehmen, insbesondere Tech-Giganten wie Amazon, Google oder Microsoft, sind nicht nur große Energieverbraucher, sondern werden zunehmend zu Energieerzeugern. So hat Amazon allein im Jahr 2023 über 100 Wind- und Solarprojekte in Betrieb genommen und betreibt nun mehr als 500 Projekte zur Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energien in 27 Ländern. Sobald diese Projekte vollständig in Betrieb sind, werden sie jährlich über 77.000 GWh Strom erzeugen.

Entdecken Sie das Energie-Ökosystem der Zukunft und erfahren Sie, wie Unternehmen Ihrer Branche schon heute den Weg in eine digitale Zukunft ebnen. Tauchen Sie ein in unsere interaktive Digital Experience (nur auf Englisch verfügbar).

In diesem neuen Ökosystem ist die Verwaltung der Energieflüsse viel komplexer. Nicht nur Unternehmen und Haushalte werden zu intelligenten Akteuren bei der Erzeugung, Speicherung und dem Verbrauch von Energie, sondern auch intelligente Geräte. Mit IoT- und KI-gesteuerten Lösungen wird jedes Gerät - von Kühlschränken über Autos bis hin zu Kühlhäusern - zu einem dezentralen und autonomen Element für das Management von Energiespitzen. 
 
Es geht nicht mehr darum, einige wenige Kraftwerke zentral zu koordinieren, sondern zig Millionen von Geräten, von denen jedes nach individuellen Bedürfnissen und Entscheidungen arbeitet. Dieses neue Ökosystem wird sehr leistungsfähig sein, ist aber auch weniger stabil als das alte, so dass der Energiesektor einen gewaltigen Wandel durchlaufen muss. 
 
In diesem Zusammenhang ist die Digitalisierung nicht nur vorteilhaft - sie ist unerlässlich. Den immensen Informationsfluss zu bewältigen, effektiv mit Millionen von Geräten zu kommunizieren und die Lichter jeden Tag brennen zu lassen - ohne in eine völlig neue Infrastruktur zu investieren – ist nur mit fortschrittlichen digitalen Werkzeugen und Konzepten möglich.

Steven Steer
„ Der Energiesektor wird mit jedem Jahr, das vergeht, komplexer. Das Erreichen von „Net Zero“ und die Einhaltung unserer Dekarbonisierungsziele sind ohne eine vollständige Digitalisierung des Energiesystems unmöglich. Darum muss die Digitalisierung für alle Energieakteure oberste Priorität haben. “
Steven Steer
Principal Data Consultant

Bedeutung der Planung für die Zukunft der Energie

Auf dem Weg zu einer nachhaltigeren und dezentraleren Zukunft steht der Energiesektor vor einer weiteren entscheidenden Herausforderung: einer wirksamen langfristigen Planung. Ein rascher Übergang zu erneuerbaren Energien bietet zwar das Potenzial für weltweite Nettoeinsparungen in Milliardenhöhe, doch kann diese Umstellung nur durch eine sorgfältige, langfristige Planung vollständig realisiert werden. 
 
Die Akteure im Energiesektor müssen nicht nur die derzeitige Situation verstehen, sondern auch den künftigen Bedarf und die Infrastrukturanforderungen vorhersehen. Ohne diese Voraussicht könnten die Bemühungen um das Erreichen von Net Zero gefährdet sein.

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So müssen die Netzbetreiber beispielsweise vorhersagen, wie groß ein Umspannwerk sein muss oder welche Kabelkapazität erforderlich ist, um den künftigen Energiebedarf eines Gebiets zu decken. Ohne genaue Prognosen besteht die Gefahr, dass wir uns Grenzen setzen, die den Fortschritt behindern und spätere Probleme verursachen könnten. 
 
Um dies zu vermeiden, müssen wir die Komplexität im Detail verstehen und künftige Energie-Hotspots weit im Voraus vorhersagen. Das ist kein leichtes Unterfangen, und der Planungsprozess wird durch Faktoren wie folgende erschwert:

  • Umweltbelange: Energieprojekte müssen so konzipiert werden, dass sie lokale Ökosysteme nicht beeinträchtigen, z. B. indem sichergestellt wird, dass Windturbinen nicht die Fisch- oder Vogelpopulationen stören. 
  • Infrastruktursynergien: Die Planung von Energieinfrastrukturen muss in Verbindung mit anderen Bedürfnissen erfolgen, wie z. B. Wasserressourcen, die die Platzierung von Energieanlagen an bestimmten Orten erfordern können. Hier ist es von entscheidender Bedeutung, die gegenseitigen Abhängigkeiten und Auswirkungen über Systeme und Märkte hinweg zu berücksichtigen, um die Zuverlässigkeit zu gewährleisten. 
  • Wirtschafltliches Wachstum: Es ist von entscheidender Bedeutung, die Notwendigkeit der Schaffung von Arbeitsplätzen und der wirtschaftlichen Expansion mit der Verfügbarkeit von Energieinfrastrukturen in Einklang zu bringen. Unternehmen zögern möglicherweise,  zu investieren, falls keine zuverlässigen Informationen über Energieversorgung vorliegen, selbst wenn die anderen Bedingungen ideal sind.

All diese Überlegungen führen zu einer enormen Informationsherausforderung. Wie können wir die Infrastruktur eines Landes gestalten, damit die Energiesysteme sicher und mit allen anderen kritischen Bedürfnissen integriert werden können?

Die Antwort liegt einmal mehr in der Digitalisierung, die es den Systemen ermöglicht, effizient miteinander zu interagieren. Die Zukunft der Energie erfordert hochautomatisierte Informationsflüsse und ausgefeilte, gut verwaltete Daten, die vergangene Bedingungen nachvollziehbar machen, den aktuellen System-Zustand widerspiegeln und zukünftige Szenarien modellieren können. Nur mit solchen Daten können wir die sichere Infrastruktur, die für das zukünftige Energieökosystem benötigt wird, genau planen und aufbauen. 
 
Darüber hinaus stellt die Integration erneuerbarer und dezentraler Energiequellen in dieses komplexe System vor eine zusätzliche Herausforderung für die Daten dar. Im Gegensatz zu den stabilen, zentralisierten Energiequellen der Vergangenheit sind die erneuerbaren Energien von Natur aus fluktuierender. Eine wirksame Digitalisierung und Datenverwaltung sind unerlässlich, um sicherzustellen, dass die Energieversorgung beim Übergang zu den nachhaltigeren Quellen zuverlässig und effizient bleibt.

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Net Zero Systems Architecture: Schlüssel zur Lösung der Informationsherausforderung im Energiebereich

Das Erreichen von Net Zero ist ein ehrgeiziges – aber notwendiges - Ziel, das mehr als nur ein Engagement für erneuerbare Energien erfordert - es erfordert eine umfassende Systemarchitektur, die in der Lage ist, die Komplexität der zukünftigen Energielandschaft zu bewältigen. Bei Zühlke nennen wir dies eine Net Zero Systems Architecture, die es uns ermöglicht:

  1. Die unterschiedlichen Energiebedürfnisse und Aktionen von Geräten, Menschen und Unternehmen zu managen. 
  2. Einen klaren Überblick über die aktuelle Energielandschaft und ihre Zukunft zu erhalten, damit wir fundierte Entscheidungen treffen können, die uns in den kommenden Jahren zugute kommen werden.

Ohne eine Net-Zero-Systemarchitektur riskieren wir ein Netz, das nicht in der Lage ist, den Zustrom erneuerbarer Energien zu bewältigen oder die Stabilität zu wahren. Selbst wenn es uns gelingt, ein hohes Maß an erneuerbaren Energien zu integrieren, könnten wir ohne die richtigen Systeme die Kontrolle über die Netzstabilität verlieren, was zu möglichen Stromausfällen oder anderen Störungen führen könnte.

Was sind nun die ersten Schritte für Europa auf dem Weg zum Netto-Null-Energieverbrauch? Schauen wir uns das mal an.

Erste Schritte zur Digitalisierung und zur Erreichung von Net Zero:

Die Integration der verschiedenen Technologien und Lösungen, die zur Erreichung von Netto-Null-Emissionen erforderlich sind, wird ohne die Digitalisierung des Energiesystems nicht möglich sein.

Der Weg zum Netto-Null-Emissionsausstoß ist eine vielschichtige Herausforderung, die eine umfassende Planung und einen strategischen Ansatz erfordert, der von Land zu Land unterschiedlich ist, je nachdem, wie weit die Digitalisierung bereits fortgeschritten ist. Im Folgenden finden Sie einen Überblick über die wichtigsten Schritte, die notwendig sind, um diesen Wandel einzuleiten.

  • 1. Einsatz von intelligenten Zählern in ganz Europa

    Der erste und entscheidendste Schritt auf Europas Weg zu Net Zero ist der flächendeckende Einsatz von intelligenten Zählern. Diese Geräte sind die Grundlage eines digitalisierten Energiesystems und liefern die wesentlichen Daten, die zur Überwachung und Steuerung des Energieverbrauchs benötigt werden. 

    Jüngsten Zahlen zufolge haben nur 13 der 27 EU-Länder die Einführung intelligenter Zähler mit einer Durchdringungsrate von mehr als 80 % abgeschlossen. 11 Länder hinken noch weit hinterher, was eine große Herausforderung für die Verwirklichung eines einheitlichen, digitalisierten Energiesystems darstellt.  

    Länder, die ihre Einführung von intelligenten Zählern abgeschlossen haben, sind gut positioniert, um zu fortgeschritteneren Stufen der Digitalisierung überzugehen. Es ist daher von entscheidender Bedeutung, die Länder, die hinterherhinken, so schnell wie möglich mit ins Boot zu holen, denn ohne eine flächendeckende Einführung stehen die für fundierte Entscheidungen erforderlichen Daten einfach nicht zur Verfügung und werden den Fortschritt hin zu einem nachhaltigen Energiesystem aufhalten.

Daniel Clauss
„ Im zukünftigen Energienetz sind Daten die Währung des Erfolgs, was den unabdingbaren Bedarf an robusten Algorithmen, Kontrollen und sicherer Kommunikation unterstreicht. “
Daniel Clauss
Head of Energy, Switzerland

Die Digitalisierung nutzen, um “Net Zero” zu erreichen

Stellen Sie sich eine Welt vor, in der Daten nahtlos fließen, dadurch eine präzise Systemplanung ermöglichen und einen effizienten Betrieb gewährleisten, selbst wenn sich die Zahl der erneuerbaren Energiequellen und vernetzten Geräte vervielfacht. Diese Vision der zukünftigen Energielandschaft - eine, in der Menschen planen und Computer ausführen - kann nur durch eine umfassende Digitalisierung realisiert werden. 
 
Das Energiesystem von morgen wird sich von allem, was wir bisher kannten, erheblich unterscheiden. Es wird ein dynamisches Netz aus Geräten, Verbrauchern und Unternehmen sein, das dank der Macht der Daten harmonisch funktioniert. Dieser digitale Wandel wird uns in die Lage versetzen, den CO2-Fußabdruck und die kosteneffizientesten Lösungen weiter zu optimieren und sicherzustellen, dass alle Verbraucher Zugang zu zuverlässiger und erschwinglicher nachhaltiger Energie haben. 
 
Die beste Aussicht dieses digitalen Wandels ist die Innovation, die notwendig ist. Mit einer riesigen Menge an verfügbaren Daten werden Wettbewerbsbedingungen entstehen, die Innovationen im gesamten Energiesektor auslösen und zu neuen Lösungen und Technologien führen. 
 
Unsere Experten kennen die Feinheiten sowohl der Energiesysteme als auch der digitalen Technologien und sind bereit, Sie auf dieser Transformationsreise zu unterstützen. Vom Einsatz sicherer vernetzter Geräte bis hin zur vollständigen Integration einer Net-Zero-Systemarchitektur unterstützen wir Sie gerne. 
 
Der Weg zu Net Zero ist eine Herausforderung, aber mit den richtigen digitalen Werkzeugen und strategischen Partnern können - und müssen - wir diesen Weg erfolgreich beschreiten.

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